Dienstag, 10. August 2010

Rammbock (Kino Review)



Rammbock

Rammbock wurde im Rahmen des 63. Filmfestival Locarno gezeigt.

Inhalt:

Voller Hoffnungen will Michi (Michael Fuith) seine Exfreundin Gabi in Berlin besuchen gehen. Doch zu den Beziehungsproblemen gesellen sich bald solche von weit apokalyptischerem Ausmass, als Michi in der Wohnung statt Gabi einen blutrünstigen Zombie antrifft. Zum Glück ist der Klempnerlehrling Harper (Theo Trebs) ebenfalls vor Ort und gemeinsam schaffen sie es, den Menschenfresser zu überwältigen und sich in der Wohnung zu verbarrikadieren.
Bald stellt sich jedoch heraus, dass ganz Berlin durch eine Seuche voller solcher Ungeheuer ist. Die beiden versuchen, mit den übriggebliebenen Nachbarn des Blocks zu kommunizieren, doch in dieser Notsituation scheint sich jeder nur um sich selbst zu scheren. Da beginnt Michi, seinen eigenen Plan auszutüfteln, wobei er nur ein Ziel hat: Gabi finden.

Review:

Kommt der moderne Zombiefilm traditionsgemäss aus Amerika, hat er sich in den letzten Jahren geradezu zu einem internationalen Genre ausgeweitet. Heute gibt es Zombies aus Schweden, England, Kanada und Spanien. Warum also nicht auch aus Deutschland? Zu diesem Zweck lässt Marvin Kren mit seinem Spielfilmdebüt Rammbock die lebenden Toten nun endlich auch auf Berlin los. Zugegeben, von der Story her liefert er vor allem altbewährte Kost, wobei sich der Film aber glücklicherweise nicht allzu lange bei der Erklärung aufhält, wie und warum das Virus jetzt ausbricht. Was folgt, ist sowohl spannend als auch kurzweilig und es gefällt besonders die gelungene Mischung zwischen Action (nicht zu viel), Suspense (nicht zu wenig), Drama (nicht aufgesetzt), Humor (genug Selbstironie) und Schockmomenten. Erfreulich auch, dass die Motivation des Protagonisten anfangs zwar deutlich klargemacht wird – Freundin suchen und retten – der Film diese Schiene aber relativ bald verlässt und sich über dieses Standartschema jedes Katastrophen- und Endzeitfilmes sogar eher lustig macht.

Klar, riesige Zombieschlachten ala Dawn of the Dead kann man bei Rammbock nicht erwarten, da das Budget vermutlich nicht einmal für eine einzige Szene in Zack Snyders Film gereicht hätte. Dennoch setzt Kren seine beschränkten Mittel effizient ein und erzeugt beim Zuschauer tatsächlich weniger das Gefühl, dass der Film die grosse Apokalypse nicht zeigen kann, sondern eher, dass er sie nicht zeigen will. Das Geschehen wird konsequent auf die Perspektive der Figuren eingeschränkt, weshalb auch die Situierung der Handlung in einem kleinen Wohnblock mit Innenhof Sinn ergibt. Ausserdem ist es seit Altmeister George A. Romeros Night of the Living Dead gewiss eine Spezialität von Zombiefilmen, gekonnt mit der Verengung und Ausweitung des Raumes zu spielen. In dieser Hinsicht erweist sich auch Kren als fähiger Regisseur, erzeugt doch etwa die gekonnte Kameraarbeit teilweise geradezu ein Gefühl von Klaustrophobie. Auch die genreübliche Sozialkritik blitzt hie und da auf, schliesslich könnte man das Wohnhaus mit Innenhof als recht pfiffige Metapher für eine Gesellschaft auffassen, in deren Mitte sich ein Abgrund auftut.

Am Ende ist das grösste Problem an Rammbock, dass er mit 64 Minuten reichlich kurz geraten ist. Die Länge ist zwar ausreichend und passt fabelhaft zum Umfang der vorhandenen Handlung, doch gerade davon hätte mehr geboten werden müssen, um dem Genre wirklich etwas neues hinzuzufügen. Aber das war wohl auch nicht Krens Absicht. Es bleibt die Hoffnung, dass die lebenden Toten endlich auch einmal in der Schweiz Halt machen, beweist doch dieser Film, dass dafür kein grosses Budget Not tut.

abgerundet ca. 7 von 10 Punkten


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