Samstag, 14. August 2010

Locarno - Tag 7


Am 63. Filmfestival Locarno - Dienstag, 10. August

Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang musste ich bereits wieder um 9 Uhr im Kursaal sein, und zwar für die Pressevorführung von Bas-Fonds. Der Film stammt von Isild Le Besco, welche im Piazza-Eröffnungsfilm Au fond des bois als Schauspielerin zu sehen war. Sicherlich kein leicht zu verdauendes Werk, hat mir der Film dann doch je länger desto mehr gefallen (Review).
An der anschliessenden Pressekonferenz des Filmes hatte ich dann endlich die Gelegenheit, die 27-jährige Französin in der Realität zu sehen. Trotz ihrer starken Leinwandpräsenz schien sie mir eine zurückhaltende, geradezu schüchterne Person zu sein, wie sie brav die Fragen der Journalisten beantwortete.

Den Nachmittag hatte ich mir reserviert, um ausstehende Reviews nachzuholen. So gings erst um 19 Uhr wieder ins Kino, nämlich für meinen bisher neunten Lubitsch, Cluny Brown. Sein zweitletzter Film ist eine hinreissende Satire auf die britische Oberschicht ganz im Stil von Oscar Wilde, inklusive bissigen Seitenhieben auf das Nazi-Deutschland und für diese Zeit verblüffend explizite sexuelle Anspielungen.


Da ich meinen Zug verpasste, ging ich spontan doch noch den heutigen Piazza-Film, The Human Resources Manager, sehen. Das war ein Glück, wie sich herausstellte. Zuerst wurde jedoch noch der Pardo d’onore an den schweizer Filmemacher Alain Tanner verliehen, welcher sich mit einem Lebenswerk von 19 Spielfilmen einen Namen gemacht hatte. Dazu wurde eine kleine Hommage in Form eines 10-minütigen Zusammenschnitts seiner Filme gezeigt. Als Tanner dann selbst die die Bühne betrat, ehrte ihn die Piazza mit einer standing ovation. Im Kontrast war es dann geradezu peinlich, als Swisscom-Präsident Anton Scherrer die Bühne betrat und nur vereinzelte Leute im Publikum klatschten. Nichts gegen Sponsoring, aber Swisscom drängt sich wirklich zu sehr in den Vordergrund, wenn doch sogar der Preis offiziell als Pardo d’onore Swisscom ausgeschrieben wird. Offensichtlich teilten an dem Abend auf der Piazza viele Zuschauer diese Meinung.

Darauf betrat auch noch das Team rund um den israelischen Streifen The Human Resources Manager die Bühne, wobei sich vor allem Schauspieler Guri Alfi – er spielt den Journalisten – als ausgesprochen wortgewandt erwies. Der Film hat mich überaus positiv überrascht. Anfangs eher ein ernstes Drama, wandelt er sich mit der Zeit zu einem skurrilen, unterhaltsamen Road-movie - ich kann mir gut vorstellen, dass da eine Oscar-Nomination winkt. Bemerkenswert ist ausserdem, dass es für einmal in einer traurigen Szene nicht im Film selber, sondern beim Publikum zu regnen begann. Das nenne ich gutes Timing. Glücklicherweise dauerte der Film aber nur noch zehn Minuten.

Eindrücke:

Sonnenaufgang

Linienschiff Magadino-Locarno

Pressekonferenz zu Periferic

Isild Le Besco an der Konferenz zu Bas-Fonds




Festivaldirektor Olivier Pere stellt den Ehrenpreis für Alain Tanner vor

Die Piazza Grande am Abend

Alain Tanner nimmt den Pardo d'onore entgegen

Das Team von The Human Resources Manager

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