Freitag, 15. August 2008

Hancock (Review)



Hancock

Man könnte meinen, 2008 sei das Jahr von Will Smith. Zumindest in Sachen Präsenz könnte das zutreffen, denn mit I am Legend und Hancock ist er dieses Jahr in ganzen zwei grossen Blockbustern zu sehen. Schliesslich ist er nicht erst seit gestern die wahrscheinlich zugkräftigste Lokomotive Hollywoods und lockt die Massen ins Kino, was mit jeweils über 500 Mio eingespielten Dollar auf jeden Fall funktioniert. Doch in Sachen Qualität scheint 2008 so gar nicht sein Jahr zu sein. Nach dem lauen "I Am Legend" ist "Hancock" ein weiterer Abstieg.

Die Handlung ist keine grossen Worte wert: John Hancock ist ein Superheld der anderen Art. Er ist unbeliebt, unrasiert, unhöflich und ständig betrunken, zerstört merh als er rettet und wird mittlerweilen von der Polizei gesucht. Doch Ray Embey, seines Zeichens PR-Berater, weiss wo man ansetzten kann: Hancock hat ein Imageproblem.

Das waren noch Zeiten, als Will Smith in richtig guten Filmen zu sehen war. Man denke nur an I, Robot, Independence Day und erst Enemy of the State. Was "Hancock" fehlt, um ein guter Film zu sein, sind Welten. Hilfreich wäre beispielsweise eine gute Story. Was er nicht hat. Im Gegenteil, das Drehbuch von "Hancock" ist so schlecht, wie es bei einem 150-Mio Dollar Film doch eigentlich gar nicht sein kann. Entweder sind ihnen die Ideen ausgegangen, oder die guten Schreiberlinge Hollywoods sind gerade alle beschäftigt. Die Idee ist ja an sich gar nicht unbedingt schlecht, die Superheldenfilme zu parodieren. Leider ist sie so simpel, billig, vorhersehbar, einfallslos und unspektakulär ausgeführt, dass auch die bescheidensten Hoffnungen enttäuscht werden. Da ist man doch glatt gewillt zu verzeihen, dass die Figuren nicht der Rede wert sind. Dem Ganzen wird dadurch die Krone aufgesetzt, dass der ganze Film wie zusammengestutzte Einzelszenen wirkt, ohne ansatzweise Fahrt aufzunehmen. Und das erreicht man auch nicht mit schnellen Einstellungen und rasanten Schnitten. Dabei hätte es wirklich mehr geben können. Denn nach einem eher misslungenen, lächerlichen Anfang wird der Film im Mittelteil teilweise sogar ziemlich witzig, unterhaltsam, leichtfüssig und flüssig, nicht grossartig, aber sehenswert und lässt erahnen, was möglich gewesen wäre. Und dann setzt etwa nach 50 Minuten die Katastrophe ein. Plötzlich scheinen wir uns in einem anderen Film zu befinden und uns wird eine haarsträubende Superhelden-Story auf Kinderniveau an den Kopf geworden. Plötzlich nimmt sich der Film todernst und landet endgültig in der Fallgrube der Lächerlichkeit. Schade. Nicht, dass eine Zweiteilung der Handlung unmöglich wäre, man denke nur an Full Metal Jacket, aber man muss schon mit etwas Sorgfalt an die Sache gehen. Von der Story her ist "Hancock" mehr lächerlich als interessant.

Da hilft auch ein grosses Budget nichts mehr. Optisch gibt der Film zwar durchaus etwas her, aber die CGIs sind rein gar nichts besonderes und vermögen die Löcher auch nicht zu stopfen. Die Musik gefiel mir nicht besonders, was aber nichts zu bedeuten hat. Ich denke, für den Hip Hop Geschmack ist sie ziemlich gelungen. 
Über die Schauspieler gibt es keine grosse Lobreden zu schwingen. Natürlich, Charlize Theron sind fantastisch aus, zeigt hier aber nicht einmal ansatzweise ihr Können und wirkt einfach unglaubwürdig. Ähnliches gilt für Will Smith, mit einem grossen Unterschied: Er ist Will Smith. Verdammt nochmal, der Typ kann machen was er will, er kann die dümmste Rolle der Welt spielen und ist immer noch sympathisch. Man muss ihn einfach mögen. Dank ihm, und nur dank ihm, ist "Hancock" zu einem sehenswerten Film geworden. Aber längst kein guter Film. Es ist zu hoffen, dass dies nur ein befristetes Tief von Smith's Karriere darstellt.

"Hancock" ist ein teurer, ungeschliffener, mies geschriebener Pseudo-Superheldenfilm, der sich selbst viel zu ernst nimmt und nur dank Will Smith sehenwert ist.

ca. 4 von 10 Punkten


Übrigens: In der renommierten (*hüstel*) Filmzeitschrift CINEMA wurde "Hancock" als der bisher beste Film des Jahres bezeichnet. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder heulen sollte, als ich das las. 

2 Kommentare:

Alan_Mattli hat gesagt…

Du solltest dem CINEMA auch keinen Glauben schenken! Ich trau dem Ding nicht mehr seit sie "I'm Not There" mit "mittel" abgetan haben und "The Bourne Identity" als besten Actionfilm aller Zeiten kürten.

lg Chupa

Jonas hat gesagt…

Stimmt schon.

Allerdings ist "Bourne Identity" bei weitem näher am Titel "Bester Actionfilm aller Zeiten" als Hancock an "Bester Film des Jahres", wenn du verstehst was ich meine. ;)